Die Geschichte Deutschlands ist reich an dramatischen Wendepunkten. Einer der prägendsten Namen, der mit den sozialpolitischen Unruhen der 1970er Jahre verbunden ist, lautet Ulrike Meinhof. Sie war nicht nur eine engagierte Journalistin, sondern wurde auch zur Galionsfigur für die Rote Armee Fraktion (RAF) – und zum Inbegriff radikaler Protestbewegung. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Ulrike Meinhof zu einer Schlüsselfigur der Zeitgeschichte wurde und welches Vermächtnis sie bis heute hinterlässt.
Ulrike Meinhof wurde 1934 geboren und entwickelte schon früh ein ausgeprägtes politisches Bewusstsein. Ihre journalistische Laufbahn startete sie bei der Zeitschrift "konkret" – schnell machte sie sich einen Namen für scharfsinnige Analysen und klare Standpunkte. Themen wie soziale Ungleichheit und der Protest gegen die Notstandsgesetze standen im Zentrum ihrer Arbeit.
Doch mit zunehmender Radikalisierung der Protestbewegungen der 1960er Jahre veränderte sich Meinhofs Haltung. Die politische Entwicklung der Bundesrepublik und die als ungerecht empfundenen Verhältnisse führten dazu, dass sie sich aus der reinen Journalistik löste. Statt nur zu kommentieren, wollte sie aktiv eingreifen. 1970 erfolgte der Bruch: Ulrike Meinhof schloss sich der RAF an.
Als eine der zentralen Gründungsmitglieder der RAF trieb Ulrike Meinhof die Ideologie der Gruppe maßgeblich voran. Die RAF war für zahlreiche Anschläge, Entführungen und Mordaktionen in den 1970er Jahren verantwortlich. Meinhof verfasste viele Erklärungen und bekannte Schriften. Ihr Name prägte das Bild der bundesdeutschen "Bleiernen Zeit" und wirkte wie ein Katalysator auf Gleichgesinnte – wie auch Gegner.
Ein bedeutendes Kapitel der Geschichte war der sogenannte Stammheim-Prozess. Dieser richtete sich ab Mai 1975 gegen Meinhof und andere führende RAF-Mitglieder. Das aufwändige Verfahren spielte nicht nur juristisch eine Rolle, sondern auch als Symbol im Kampf zwischen Staat und RAF. Näheres dazu liefert das spannende Dokudrama "Stammheim – Zeit des Terrors", das die Perspektiven der Inhaftierten und der Justiz beleuchtet.
Die Taten der RAF, bei denen Ulrike Meinhof eine Schlüsselrolle einnahm, erschütterten Familien der Opfer und rissen tiefe Wunden in die deutsche Gesellschaft. Die Auswirkungen reichen bis in die Gegenwart. Das Erbe der Hinterbliebenen wird in verschiedenen Dokumentationen und Berichten ausführlich dargestellt. Sie zeigen, wie der Terror der RAF Nachfahren, Angehörige und die kollektive Erinnerung prägt.
Auch 50 Jahre später beschäftigen die Person und die Taten von Ulrike Meinhof Politik, Kunst und Medien. Das zeigt ein interessantes Interview im Spiegel anlässlich eines aktuellen Dokudramas. Hier sprechen Schauspielerinnen und Zeitzeugen über die kompromisslose Haltung und das ungewöhnliche Charisma der RAF-Protagonistinnen.
Ulrike Meinhof bleibt eine der kontroversesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Sie steht für Auflehnung gegen den Staat, aber auch für eine Radikalisierung, die in mörderische Gewalt mündete. Ihr Leben und Wirken werfen noch immer existenzielle Fragen nach gesellschaftlicher Verantwortung, Rebellion und Gewalt auf. Wer sich mit Ulrike Meinhof und der RAF beschäftigt, erfährt viel über die Spannungen zwischen Staat und Individuum – und über die Narben, die extremistische Bewegungen hinterlassen.