Der neue „Polizeiruf 110“ sorgt an diesem Sonntagabend für Gesprächsstoff. In München treffen Kommissarin Cris Blohm (Johanna Wokalek) und ihr Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner) auf drei laute Dragqueens, die scheinbar Augenzeugen eines Mordes im Bahnhofsviertel werden. Die Ermittlungen verlaufen dabei alles andere als gewöhnlich. Viele TV-Kritiker bewerten den aktuellen Fall kontrovers – zwischen schriller Unterhaltung und klischeehafter Überzeichnung. Doch wie fällt die Kritik polizeiruf heute wirklich aus?
Morgens im Bahnhofsviertel: Ein Mann wird durch mehrere Schüsse getötet. Die Polizei taucht tief ein in die schillernde Welt von Menora, Peekabou und Tulip, drei Dragqueens, die die Tat miterleben. Schnell wird klar – Gentrifizierung und mafiöse Machenschaften sind zentrale Themen. Dabei bleibt die schrille Präsenz der Dragqueens oft im Fokus und gibt dem Fall eine ungewöhnlich bunte Note.
Die Ermittlung gestaltet sich schwierig. Die Dragqueens verweigern zum Teil die Aussage. Sie stellen die berechtigte Frage, ob sie einer Gesellschaft helfen sollten, die sie oft ausgrenzt und verspottet. So bekommt der Polizeiruf eine moderne, gesellschaftskritische Komponente, wie die NZZ in ihrer Analyse hervorhebt. Schon früh werden Themen wie Transidentität, Migration und Gentrifizierung angesprochen. Die pure Fülle an gesellschaftlichen Debatten ist ungewohnt für ein Krimiformat – und das wird von den Kritiker:innen nicht nur positiv gesehen.
Die SPIEGEL-Kritik fällt hart aus: Der Münchner Polizeiruf werde zu einem "Peinlichkeits-Parcours" mit hohem Kreischfaktor. Die Dragqueens empfänden sich als zu laut und überspitzt inszeniert, während die Mafia-Story und Baugrundkämpfe in den Hintergrund rücken. Insbesondere eine ausgelassene Party zu YMCA werde als dramaturgisch fragwürdig beschrieben. Der Versuch, mit gesellschaftlichen Themen zu experimentieren, gehe laut SPIEGEL nicht ganz auf; das Fazit ist eindeutig: 1 von 10 Punkten und das Prädikat „völlig entgleist“.
Andere Stimmen sehen immerhin positive Ansätze in der Integrationsarbeit und der Frage nach Zusammenhalt. Doch auch die NZZ merkt an, dass der Krimi zum „Erziehungsmärchen“ gerät.
„Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch“ läuft am Sonntag zur Primetime in der ARD. Johanna Wokalek und Stephan Zinner bilden das Ermittlerduo. Die Dragqueens werden gespielt von Boži Kocevski, Meik van Severen und Patrice Grießmeier. Einen kompakten Überlick zu Sendeterminen und weiteren TV-Tipps des Abends bieten die Kollegen von STERN.de.
Die heutige Folge von „Polizeiruf 110“ polarisiert – und das ist auch gut so. Selten war ein Sonntagabendkrimi so laut, kontrovers und voller gesellschaftlicher Themen wie heute. Wer Lust auf einen spannenden, aber ungewöhnlichen Krimi mit Glitzerfaktor, Dragqueens und viel Diskussionspotential hat, sollte einschalten. Liebhaber klassischer Polizeiarbeit kommen jedoch vielleicht weniger auf ihre Kosten. Die Kritik polizeiruf heute fällt also gemischt aus: Zwischen mutigem Experiment und überdrehtem Trash liegt oft nur ein schmaler Grat. Welchen Eindruck hinterlässt die Sendung bei Ihnen?