Günther Nonnenmacher, einer der einflussreichsten Publizisten Deutschlands, ist im Alter von 76 Jahren verstorben. Über mehr als zwei Jahrzehnte prägte er die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) als Herausgeber. Sein Name steht für höchste journalistische Integrität, analytische Tiefe und eine liberale Grundhaltung. Dieser Nachruf würdigt das Lebenswerk von Günther Nonnenmacher und beleuchtet, was ihn für den deutschen Journalismus so bedeutend machte.
Geboren 1948 in Karlsruhe entdeckte Günther Nonnenmacher früh seine Leidenschaft für Politik, Geschichte und Philosophie. Nach Studien in Freiburg, Frankfurt und Heidelberg promovierte er bei Dolf Sternberger. Die Kombination aus wissenschaftlicher Neugier und journalistischem Interesse begleitete ihn ein Leben lang. Ursprünglich hätte er sogar den väterlichen Handwerksbetrieb übernehmen können, entschied sich aber bewusst für den Weg in die Wissenschaft und den Journalismus.
Mehr über seinen akademischen Werdegang und die frühen Stationen finden Sie in diesem ausführlichen Porträt auf FAZ.net.
1982 stieß Günther Nonnenmacher zur Politikredaktion der FAZ. Dort fiel sein analytischer Blick ebenso auf wie sein Talent, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen. Bereits vier Jahre nach seinem Einstieg wurde er Außenpolitik-Chef. 1994 folgte die Berufung in das Herausgebergremium – dem höchsten publizistischen Amt der Zeitung. In dieser Rolle bewies Nonnenmacher ein feines Gespür für Debatten und eine klare Haltung in unsicheren Zeiten.
Über zwanzig Jahre lang verantwortete er die Ausrichtung der Zeitung. Nicht nur seine Kollegen schätzten ihn als Vorbild, Mentor und kritischen Geist. "Der Name Nonnenmacher bürgte für größte journalistische Qualität", so FAZ-Herausgeber Berthold Kohler. Einen Überblick über seine wichtigsten Stationen bietet auch der Bericht auf t-online.de.
Günther Nonnenmacher setzte sich konsequent für analytische Tiefe und Unabhängigkeit ein. Sein Leitmotiv lautete: Güte vor Schnelligkeit. Seine Artikel zeichneten sich durch Klarheit, Sachkenntnis und einen sachlichen, oft realistischen Blick auf das politische Geschehen aus. Als Honorarprofessor an der Universität Leipzig gab er seine Überzeugung für Qualitätsjournalismus an den Nachwuchs weiter.
Intern galt er als Unterstützer, aber auch als fordernder Redakteur und Mentor. Die Balance zwischen Liberalität und Klarheit war ihm wichtig – sowohl in seinen Kommentaren als auch im Redaktionsalltag. Dafür erhielt Nonnenmacher zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und den französischen Offiziersrang der Ehrenlegion.
2014 trat Günther Nonnenmacher offiziell in den Ruhestand. Dennoch blieb er der FAZ eng verbunden und half nach dem überraschenden Tod von Frank Schirrmacher, den Übergang im Herausgebergremium zu gestalten. Nach eigenen Angaben widmete er sich fortan vor allem seiner Familie und dem Leben zwischen Deutschland und Frankreich.
Seine Verdienste um die deutsche Presselandschaft sind vielfach gewürdigt worden. Einen einfühlsamen Nachruf und persönliche Erinnerungen an einen "Durchdringer der Innen- und Außenpolitik" finden Leser im Artikel von DER SPIEGEL.
Günther Nonnenmacher bleibt als Gestalter und Garant für unabhängigen, analytischen Journalismus unvergessen. Sein Engagement für Qualität, Liberalität und Integrität hat Generationen von Redakteuren geprägt. In einer Zeit, in der Fakten und Meinungen oft verschwimmen, ist das Vermächtnis von Nonnenmacher aktueller denn je. Wer tiefer in seine Biografie und seine Wirkung eintauchen möchte, findet in den genannten Quellen weiterführende Informationen und persönliche Einblicke.