Benjamin Hasselhorn: Kontroverse um einen Historiker zwischen Wissenschaft und rechter Publizistik

Porträt von Benjamin Hasselhorn, Historiker an der Universität Würzburg

Die jüngsten Entwicklungen rund um den Historiker Benjamin Hasselhorn sorgen in der deutschen Wissenschaftslandschaft für große Aufmerksamkeit. Zwischen akademischen Meriten, politischer Debatte und Vorwürfen des rechten Engagements bewegt sich ein Diskurs, der weit über einzelne Fakultäten hinausreicht. Im Folgenden wird eingeordnet, wie es zu dieser öffentliche Kontroverse kam, was die Hintergründe sind und welche möglichen Konsequenzen daraus resultieren.

Wer ist Benjamin Hasselhorn?

Benjamin Hasselhorn ist ein deutscher Historiker, der an der Universität Würzburg tätig war. Der Wissenschaftler, der zur Neueren Geschichte und insbesondere zu Mythenforschung publizierte, stand lange Zeit im Ruf, ein neutraler Wissenschaftler zu sein. Allerdings wurde in den letzten Jahren sein Name immer häufiger mit rechten Bewegungen und Kontroversen in Verbindung gebracht. Die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkte sich insbesondere nach seinem Auftritt als Sachverständiger im Bundestag.

Kritik an rechter Publizistik und geringe Transparenz

Insbesondere 2025 erhob sich Kritik, dass Benjamin Hasselhorn über Jahre hinweg eigenes politisches Engagement im rechten Spektrum verschleiert habe. Wie DER SPIEGEL berichtet, habe der Historiker entsprechende Zusammenhänge lange nicht offen gelegt. Fast 700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten sich zunächst hinter Hasselhorn, dennoch kamen nach und nach immer mehr Details ans Licht, die seine Nähe zu neurechten Publikationen belegten.

Die Rolle von „Martin Grundweg“ und die Neue Rechte

Ein besonderer Fokus der Debatte liegt auf Hasselhorns Veröffentlichungen unter Pseudonymen, insbesondere „Martin Grundweg“. Unter diesem Namen veröffentlichte er Beiträge in der Zeitschrift „Sezession“, die dem Umfeld der Neuen Rechten zugerechnet wird. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beleuchtet ausführlich, wie Hasselhorn Strategien in neurechten Kreisen entwickelte und seine frühere Nähe zu dieser Szene erst auf öffentlichen Druck zugab. Auch die Universität Würzburg war aufgefordert, sich mit neurechten Tendenzen auseinanderzusetzen. Dennoch wurden seine Aktivitäten vom Bayerischen Wissenschaftsministerium als „in keiner Weise zu beanstanden“ bewertet, wie die FAZ recherchiert.

Cancel Culture oder berechtigte Kritik?

Der Fall Benjamin Hasselhorn ist schnell auch Teil der Debatte um Cancel Culture in Deutschland geworden. Einige Kommentatoren sehen ihn als Beispiel für übertriebenen Aktivismus gegen konservative oder rechte Meinungen in der Wissenschaft. Der Historiker selbst und seine Unterstützer verurteilen die öffentlichen Diskussionen als Rufmord und sprechen von einer Hexenjagd. Die Preußische Allgemeine Zeitung titelte sogar über einen „Sieg gegen Cancel Culture“ und stellte Hasselhorn in die Rolle des zu Unrecht Verfolgten.

Auswirkungen auf die Wissenschaftsfreiheit

Der Fall zeigt exemplarisch, wie sich öffentliche Diskurse, studentisches Engagement und institutionelle Reaktionen gegenseitig bedingen. Viele Wissenschaftler plädieren für eine klare Trennung von politischer Überzeugung und akademischer Arbeit. Kritiker hingegen warnen vor einem Klima der Einschüchterung und der Verschiebung universitärer Debatten ins politische Spektrum. Der Diskurs um Benjamin Hasselhorn wirft die Frage auf, wie offen Wissenschaft mit politischer Teilhabe und Meinungsvielfalt umgehen kann, ohne ihre Integrität aufs Spiel zu setzen.

Fazit: Eine Debatte mit Signalwirkung

Die Causa Benjamin Hasselhorn bleibt ein Lehrstück über die Schnittstellen von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Sie verdeutlicht, wie wichtig Transparenz und ehrliche Kommunikation im Forschungsbereich sind. Auch für die zukünftige Debatte um Wissenschaftsfreiheit und politische Einflüsse an Universitäten dient sie als Mahnung und Herausforderung zugleich.