Abdullah Öcalan, der langjährige Führer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), steht wie kaum jemand anderes für den jahrzehntelangen kurdischen Widerstand in der Türkei. Durch seinen aktuellen Aufruf zur Beendigung des bewaffneten Kampfes und die Auflösung der PKK erlebt die Region einen historischen Wendepunkt. Was bedeutet dieser Schritt für die Kurdenfrage und die Zukunft der Türkei?
Abdullah Öcalan, oft nur als Öcalan bekannt, wurde 1949 geboren und gründete 1978 die PKK. Sein Ziel war zunächst ein unabhängiger kurdischer Staat. Nach jahrzehntelangem Konflikt mit zehntausenden Todesopfern wurde Öcalan 1999 festgenommen und befindet sich seither in Haft. Trotz seiner Isolation ist sein Einfluss auf die Kurdenbewegung enorm.
Im Februar dieses Jahres überraschte Öcalan mit einem Brief aus dem Gefängnis, in dem er das Ende des bewaffneten Widerstands und die Auflösung der PKK forderte. Sein Statement: „Demokratie ist der einzige Weg für eine politische Lösung." Die PKK folgte diesem Aufruf. Die Organisation erklärte offiziell, sie habe ihre "historische Mission" erfüllt und verzichte künftig auf bewaffnete Aktionen. Die Hintergründe und internationale Reaktionen dazu sind etwa bei der BBC ausführlich dokumentiert.
Für die Türkei und die Kurden ist dieser Schritt historisch. Jahrelang galten die PKK sowie Öcalan als zentrale Akteure im Konflikt zwischen staatlicher Politik und kurdischer Minderheit. Mehr als 40.000 Menschen kamen in diesem Konflikt ums Leben. Die Situation beeinflusst bis heute Wahlkämpfe, beispielsweise benötigt Präsident Erdoğan für eine erneute Kandidatur auch die Stimmen pro-kurdischer Parteien. Die New York Times berichtet, dass viele Beobachter auf einen echten politischen Dialog und weitreichende kurdische Rechte hoffen.
Die Auflösung der PKK wird von vielen Experten als notwendige Voraussetzung für eine Lösung der Kurdenfrage betrachtet. Laut Reuters ist noch offen, was Öcalan politisch für diesen Schritt erhalten wird. Es gibt Spekulationen um eine mögliche Haftentlassung, aber Klarheit fehlt.
Beobachter erwarten eine kleine Annäherung, doch der Weg zu vollständiger Teilhabe und Gleichberechtigung der Kurden bleibt steinig. Einige Stimmen, wie der Think-Tank-Experte Winthrop Rodgers zitiert von der BBC, verweisen darauf, dass es echte Reformen und ein neues demokratisches Selbstverständnis der Türkei braucht.
Mit seinem Aufruf hat Öcalan einen entscheidenden Beitrag zur Beendigung des bewaffneten Konflikts geleistet. Es liegt nun an der türkischen Politik, den Ball aufzunehmen und die Integration der kurdischen Bevölkerung durch echte Reformen und Dialog zu ermöglichen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob dieser historische Moment für einen dauerhaften Frieden genutzt wird.